Die Stadt soll attraktiver werden
Lampertheim. Lampertheim könnte mehr aus sich machen. Vor allem der Blick in Nachbarkommunen zeige: Dort seien die Voraussetzungen für eine Stadtentwicklung nicht unbedingt besser. Dennoch verfügten Bürstadt oder Lorsch beispielsweise über einladendere Innenstädte, meint der Spitzenkandidat der FDP für die Kommunalwahl, Fritz Röhrenbeck. Sein Ziel lautet deshalb:
Lampertheim muss attraktiver werden.
Manche Chancen seien in der Vergangenheit vergeben worden, blickt der 29-Jährige zurück. Das Ansiedlungsinteresse eines Brauhaus-Besitzers sei ebenso im Nichts verpufft wie die Möglichkeit, einen großen Logistiker ins Gewerbegebiet zu holen. Manche dieser Versäumnisse lastet Röhrenbeck jenem Mann an, dem die FDP vor der Wiederwahl dann auch die Gefolgschaft verweigerte: dem Ersten Stadtrat und Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEL), Jens Klingler (SPD). Mit dem Wechsel auf dem Posten des hauptamtlichen Beigeordneten verspricht sich der Liberale denn auch neuen Schwung für die Stadtentwicklung: Dlen bisherigen Fraktionschef der SPD, Marius Schmidt, hat Koalitionspartner FDP mitgewählt.
Um in die Innenstadt mehr Leben zu bringen, will die FDP denn auch die Probe aufs Exempel machen: die Öffnung der Fußgängerzone für den Autoverkehr. Vor fünf Jahren beschlossen, habe die Verwaltung diese Forderung der sozialliberalen Koalition bis heute nicht umgesetzt, kritisiert Röhrenbeck. Ohne Mut gehe in der Stadtentwicklung aber nichts, unterstreicht er. Man dürfe sich allerdings auch nicht der Illusion hingeben, aus dem Lampertheimer Zentrum so etwas wie die Mannheimer Planken zu machen.
Stattdessen sollten sich Entwicklungsziele an den Gegebenheiten orientieren: eine ausgewogene Gastronomie, Veranstaltungskultur und Lebensmittelversorgung seien konkrete Visionen. Das von der FDP ins Spiel gebrachte Modell einer Markthalle zwischen Domgasse und Emilienstraße hält die FDP nach wie vor für interessant; allerdings verhandele die Verwaltung nicht pragmatisch genug mit den Eigentümern zweier Grundstücke, die nicht verkaufen wollten.
„Wir brauchen jetzt dringend wirksame Maßnahmen, um unsere Innenstadt vor einer weiteren Corona-bedingten Verödung zu retten“, meint auch FDP-Fraktionsmitglied Gernot Diehlmann. Mit Unterstützung durch städtische Haushaltsmittel könnten Umnutzungskonzepte erarbeitet, Immobilien angekauft und so gestaltet werden, dass die Aufenthaltsqualität der Innenstadt erhöht werde. Zudem müsse das Baurecht geändert werden, um eine Mischung aus Wohnen, Handwerk, kleinteiligem Gewerbe, Handel, sozialen Einrichtungen und Kultur schaffen zu können.
„Schandfleck“ muss weg
Für die weitere Entwicklung der Innenstadt sollte nach Fritz Röhrenbecks Ansicht auch das Parkhaus in der Domgasse weichen. Stattdessen ließe sich die Fläche der Sedanhalle städtebaulich entwickeln. Bevor über die Einrichtung von neuen Parkplätzen für das abzureißende Parkhaus nachgedacht werde, sollten zunächst einmal die Ergebnisse des Parkraumkonzepts abgewartet werden.
Nach einer Art Leitbild für die Stadtentwicklung gefragt, würde Röhrenbeck die Steigerung der Wohn- und Lebensqualität auf die Agenda setzen. Damit sei nicht die Vorstellung einer „Schlafstadt“ verknüpft. Stattdessen fordert er eine offensive Ansiedlungsstrategie durch die Gesellschaft SEL. Diesbezüglich habe die Stadt Nachholbedarf, wie es die Industrie- und Handelskammer (IHK) in ihrem Ranking der Mittelzentren diagnostiziert hat. So müsse es durchaus im aktiven Interesse der Stadt sein, innovative Betriebe anzusiedeln. „Doch wir schaffen es nicht einmal, die Investoren, die auf uns zukommen, nach Lampertheim zu holen“, beruft sich Röhrenbeck auf frühere Versäumnisse.
Eine Attraktivitätssteigerung Lampertheims sollte nach seiner Einschätzung weniger von touristischen Erwägungen motiviert sein als von der Erfahrung, dass Attraktionen anziehend wirken. Nicht zuletzt auf attraktive Unternehmen.
Info: Dossier zur Wahl: www.morgenweb.de/orte/lampertheim.html
© Südhessen Morgen, Samstag, 30.01.2021